Читать книгу Es ist kalt in Brandenburg. Ein Hitler-Attentat онлайн

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Wozu Geschichte?

Der Diktator ist tot, seine Zeit auch, und wird in dieser Form nicht auferstehen. Maurice ist auch tot, der Film nützt ihm nichts, und ob er der Familie Bavaud, den fünf hinterbliebenen Geschwistern nützt und der greisen Mutter, ist unsicher. Statt dieses Attentat mit der Kamera nachzuvollziehen, hätten wir in all der aufgewendeten Zeit selbst ein Attentat vorbereiten können, an Diktatoren mangelt es nicht, Pinochet, Somoza, der Schah war auch noch im Saft, als wir zu filmen begannen. (Bavaud hat für seine Attentatsvorbereitungen weniger Zeit gebraucht als wir für den Film.)

Wir haben nicht genügend Courage für ein Attentat, sind vielleicht auch nicht von seiner Nützlichkeit überzeugt; oder reden uns das nur ein, weil wir nicht genügend Courage haben.

Beim Filmen haben wir nichts riskiert ausser Nerven und viel Zeit. Der tote Attentäter hat uns jahrelang den Lebensrhythmus diktiert. Maurice hat bei seinen Reisen in Deutschland das Leben gewagt, das gibt ein Missverhältnis zwischen ihm und uns. Man kann jetzt in den beiden Deutschländern ohne Gefahr herumreisen und forschen, nur manchmal wird man ein bisschen schikaniert, und eine historische Erinnerung läuft vielleicht den Rücken herunter, wenn man heute im einen Deutschland die schwerbewachten Gefängnisse, in denen Bavaud damals eingesperrt war, und all die Maschinenpistolen und Polizisten sieht und die gründlichen Sicherheitsmassnahmen, und im andern Deutschland die Stiefel paradieren sieht – aber davon später.

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