Читать книгу Es ist kalt in Brandenburg. Ein Hitler-Attentat онлайн
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«Fast jeden Tag», schreibt Josef Geiss in seiner schön bebilderten Broschüre, «besuchten Hitler Hunderte von Menschen». Er hat sich ihnen gern und oft gezeigt und Tuchfühlung mit dem Volk gehabt, Hände gedrückt, Kinder gestreichelt, ein paar freundliche Worte gewechselt. Hier war er zugänglicher als in Berlin, volkstümlicher, fast unzeremoniös, die Höhenluft hat ihn halt entspannt. Man konnte gruppenweise zum Berghof pilgern, Metalldetektoren wie heute in den Flughäfen gab es nicht, eine manuelle Durchsuchung fand nur in Ausnahmefällen statt, die Besuchergruppen wurden von den Wachtposten oberflächlich gemustert.
Er war populär.
Im Oktober war allerdings die Führer-Sightseeing-Sason schon vorbei, es gab nur noch wenige Gruppen, denen ein unauffälliger Schweizer Tourist sich hätte anschliessen können. Aber so ganz unmöglich war das nicht. Ein PR-Film des Verkehrsvereins Berchtesgaden, der im Archiv des Verkehrsvereins Berchtesgaden liegt und heute vom Verkehrsverein Berchtesgaden nicht mehr propagandistisch eingesetzt wird, denn er ist ein Stummfilm und auch politisch nicht ganz auf dem neuesten Stand, zeigt, auf eine muntere Art, wie nahe man dem Führer auf die Haut rücken konnte. Man sieht eine Reisegesellschaft, die irgendwo im Unterland den Zug besteigt, einfache Leute, die sich an der Natur und den Monumenten freuen, erster Halt München, Frauenkirche, Feldherrnhalle, Braunes Haus. Dann zunehmend gebirgige Landschaft, Winken aus den Fenstern, Verzehr von Reiseproviant, gute Laune, Ankunft in Berchtesgaden, Schuhplattler von der brünstigsten Art, ein Hotel, zufällig der «Stiftskeller», wo Bavaud abgestiegen ist, samt behäbigem Wirt, die Kapelle St. Bartholomä mit Watzmann-Ostwand, ein monumentales Berg-Kruzifix und abschließend, Sehenswürdigkeit neben andern, der Berghof. Die Reisegesellschaft säumt die schmale Strasse, auf welcher gleich der Wagen des Reichskanzlers herunterkurven wird.