Читать книгу Die illegale Pfarrerin. Das Leben von Greti Caprez-Roffler 1906 - 1994 онлайн

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Anfang Februar 1928 – seit der Begegnung am Bündnerball waren nun zwei Jahre vergangen – wollte Greti ihrer Liebe zu Gian eine Zukunftsperspektive geben. Da war die Erfahrung, von ihm mit all ihren Facetten, ihrem schroffen Charakter und ihrer neuen Identität als Frauenrechtlerin, geliebt zu werden, aber auch die Sehnsucht danach, endlich mit ihm zusammenzuleben und sich in der Sexualität nicht mehr zügeln zu müssen. Zwar hatte sie sich entschieden, weiter zu studieren, weswegen sie den Gedanken an eine baldige Familiengründung beiseiteschob. Dies schloss ­jedoch eine Heirat nicht aus. Sie fasste sich ein Herz und setzte ihren Eltern den Plan in einem Brief auseinander: Giannin und ich werden in einem Jahre heiraten (…). Kinder werden wir dann ca. fünf Jahre noch keine haben (aber nicht nach altväterischer Verhütungs­methode, weil die zu unsicher ist und ich nicht jeweilen in der Luft hangen gelassen sein will.) Euch werden die Haare zu Berge stehen: horribile dictu, ist dies eine schamlose Jugend, dass sie solche Dinge so frei und frank heraus sagt. Reinheit im landläufigem Sinne heisst aber nichts anderes als Nichtwissen um Dinge, die nun einmal sind. Wirkliche Reinheit ist etwas ganz, ganz anderes. (…) Ich kann nicht aus meiner Haut und hoffe, dass Ihr mich nicht an dem hindern werdet, was ich für recht und notwendig, mir und Gott gegenüber erkannt habe.135

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