Читать книгу Die illegale Pfarrerin. Das Leben von Greti Caprez-Roffler 1906 - 1994 онлайн

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Gretis Brief löste im Igiser Pfarrhaus helles Entsetzen aus. Glaubst Du etwa, dass Papa hocherfreut darüber ist?,136 schalt Betty ­Roffler die Tochter. Als ich ihm den Brief vorlas, ist er im Studierzimmer herumgereist und hat Euch nicht die sanftesten Namen gesagt. Dann meinte er aber, es hätte (…) gar keinen Wert, dass Du noch weiter studierest; das sei ja das Geld zum Fenster hinausgeschmissen. Da sei es am gescheitesten, Ihr verlobet Euch bald und nachher sage er dem Bündner Kirchenrat, er solle die ganze Motion ins Kamin hängen. Es habe doch keinen Wert, dass man solches Tam Tam mache um nichts. Auch das Examen im Frühling lässest Du dann gescheiter beiseite.137 Erst kürzlich hatte der Kirchenrat Greti zum Propädeutikum, der kanto­nalen theologischen Zwischenprüfung, zugelassen, und sich dafür ausgesprochen, künftig auch Frauen in die Synode aufzunehmen. Nun lag der Ball bei den regionalen Pfarrerparlamenten, den Kol­lo­quien, und auch dort liessen die Diskussionen hoffen. Nur in Prätti­gau-Herrschaft, wo auch Rofflers Heimatdorf Furna lag, hatte man seinen Antrag abgelehnt.138 Leider war von dort nichts ande­res zu erwarten gewesen, schliesslich führte Jakob Rudolf Truog die Geschäfte, Pfarrer unten im Tal in Jenaz und vehementer Gegner des Frauenpfarramts. Truog liess keine Gelegenheit aus, im Kirchenrat gegen die Theologinnen zu wettern, und auch in den Zeitungen schoss er mit scharfer Munition. Von allen andern Kolloquien kamen aber positive Signale, und so sah Joos Roffler zuver­sichtlich der Synode entgegen, die die Sache im Sommer besiegeln sollte. Wenn Greti nun aber heiraten wollte, waren seine Bemühungen umsonst gewesen, denn die Debatten drehten sich nur um ledige Theologinnen.

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