Читать книгу Die illegale Pfarrerin. Das Leben von Greti Caprez-Roffler 1906 - 1994 онлайн

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Greti schnitt jeden einzelnen Artikel aus und klebte sie alle in ein graues Heft, das sie mit Gehört die Frau auf die Kanzel? beschrif­tete. Die Vehemenz, mit der die Gegner des Frauenpfarramts zum Kampf bliesen, weckte ihren Widerstandsgeist.123 Es war ihr bisher fern ge­le­gen, sich als Frauenrechtlerin zu bezeichnen. Wie die meisten ihrer Freundinnen und Kollegen empfand sie nur Grauen, wenn sie die Stichworte Frauenstimmrecht und Frauenbewegung hörte.124 Eine Frauenrechtlerin war für sie nichts anderes als ein ­Drachen, der nichts von Haushalt versteht, die Kinder und den Mann vernach­läs­sigt, in Versammlungen läuft und Vorträge hält (…).125 Doch angesichts der Debatten um ihren Wunsch, Theologin zu werden, angesichts der Distanz zwischen ihrem eigenen Selbstverständnis und dem, was andere ihr zugestehen wollten, und angesichts der Fremdheit, die sie empfand, wenn sie die Kommentare in den Zeitungen las,126 erkannte sie die Notwendigkeit zu kämpfen und für ihre Sache Begriffe zu finden. Der Kampf der Theologin mit ihrem Weg liess die Frau in mir ihrer Gebundenheit, ihrem Sklaventum – trotz der Freiheit der Schweizer! – erkennen. Und ich sah verwundert dem Umschwung meiner Ansichten zu.127 Erstaunt erzählte sie Gian davon, bange, wie er wohl reagieren würde. Siehst Du, dass ich auf dem Weg zur Frauenrechtlerin bin? Kannst Du mich auch so noch lieb haben? Er jedoch lachte, nahm sie in seine Arme und beruhigte sie: Du hast ja recht!128

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