Читать книгу Die illegale Pfarrerin. Das Leben von Greti Caprez-Roffler 1906 - 1994 онлайн

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Der Vater schöpfte Hoffnung, doch Greti fühlte sich eingeengt ob der Pläne, die er für sie schmiedete. Er habe kein Recht, stolz zu sein auf seine Tochter, hielt sie ihm vor: Ich bin weder ein Genie noch sonst etwas Besonderes, sondern nur ein ganz, ganz mittelmäs­siger Mensch (…).149 Besonders regte sie sich darüber auf, dass er die Gesetzesvorlage in einem Artikel als Lex Grete bezeichnet hatte. Erstens heisse sie gar nicht so, und zweitens wolle sie keinesfalls mit dem Gesetz in Verbindung gebracht werden. Mir ist diese ganze Komödie zum Davonlaufen verekelt. (…) Spotten werden sie sowieso, wenn sie erfahren, dass ich heirate, und es wird ihrer etliche geben, die es mir sehr, sehr verübeln, dass ich die ganze Aufregung für nichts verursacht habe.150

In den Weihnachtsferien 1928 kam es im Pfarrhaus in Igis zum Eklat. Nach dem Ende der Vorlesungen war das Liebespaar aus Zürich angereist. Gian, frisch gebackener ETH-Ingenieur, wollte zu den Festtagen weiter nach Pontresina zu seinen Eltern fahren. Beim Mittagessen am Pfarrhaustisch sprachen Greti und Gian ­davon, sich zum Jahresende verloben zu wollen. Joos Roffler stand abrupt auf und verliess den Raum mit den Worten: Ich bin wenigstens noch nicht gefragt worden!151 Gian, sich des Ernsts der Lage offensichtlich nicht bewusst, lief ihm nach und fragte, ob der Schwiegervater in spe einen offiziellen Briefbogen hätte, er wolle einen formellen Antrag stellen. Doch Joos Roffler ertrug keinen Spass. Er liess Gian stehen, ging zurück zur Tochter und bellte: Wenn Du diesen heiratest, kommst Du mir nie mit ihm ins Haus und gebe ich Dir keinen roten Rappen.152 Dann ging er aus dem Haus und liess den Rest der Familie konsterniert zurück.

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