Читать книгу Die illegale Pfarrerin. Das Leben von Greti Caprez-Roffler 1906 - 1994 онлайн
51 страница из 125
Auch Gians Eltern stimmten der Verlobung zu. Seine Mutter, die zu Beginn ihrer Beziehung noch grosse Vorbehalte gegenüber Greti geäussert hatte, sah in ihr nun eine verständnisvolle liebe Gefährtin für den einzigen Sohn.156 Um sie noch mehr für sich zu gewinnen, stellte sich Greti als beflissene Schwiegertochter dar. Ich möchte noch viel von Ihnen lernen, um einmal Gianin eine tüchtige Hausfrau zu werden. Wir sind auf dem Wege, der uns zueinander führt, schon ein gut Stück gegangen. Wir müssen ihn aber doch zu Ende gehen, bis Sie mir auch zur Mutter werden (…).157 Damit war das Eis endgültig gebrochen, und Gians Mutter trug ihr das Du an.158
Vor der Verlobung überreichte Greti ihrem Liebsten ein blaues, liniertes Heft, das sie auf der ersten Seite mit Illustration einer Studentenliebe. Gian Caprez zu Weihnachten 1928 in Liebe zugeeignet beschriftete. In das Heft hatte sie 76 Ansichtskarten geklebt, die Schauplätze der ersten drei Jahre ihrer Liebe, von Zürich in diversen Perspektiven über die Halbinsel Au und den Säntis bis hin zu den Orten ihrer Kindheit, Igis und Pontresina. Am 30. Dezember 1928 verlobte sich das Paar in Pontresina. Anstelle eines grossen Festes zündeten sie nachts um zwei Uhr zwei rote Kerzen an und steckten einander zwei schmale, goldene Ringe an den Finger. Im Tagebuch prophezeite Greti: Die Kerzlein sollen wieder brennen in unserer Hochzeitsnacht, dann wenn unsere Kinder getauft werden, und dann wenn wir sterben, sollen auch sie verlöschen.159