Читать книгу Die illegale Pfarrerin. Das Leben von Greti Caprez-Roffler 1906 - 1994 онлайн

55 страница из 125

Am Hochzeitstag stiegen die beiden, wie Greti es vorgesehen hatte, in schlichten schwarzen Kleidern die Stufen zum Taufstein hinauf, als zwei aufrechte, einfache Menschen, Kameraden, die sich vollkommen bewusst sind, dass ihre Ehe etwas Schweres und Ernst­haftes sein wird.177 Mit zwei schwarzen Überseekoffern und zwei kleineren Koffern mit Gians Akkordeon und Gretis Handschreibmaschine178 setzten sie sich am darauffolgenden Tag in den Zug nach Zürich.


Zürich,

1916 / 1926

Ein Hörsaal voller Studenten. Mit einer Studentin. Wer diese jungen Menschen unterrichtet, wird die Frau unter ihnen ­immer im Blick haben, nicht nur ihrer Position in der Mitte ­wegen. Die Männer wirken uniformiert, ihre Anzüge zeichnen sie als Teil der Gruppe aus, während die Frau in ihrem dunklen ­Samtkleid sofort als Exotin sichtbar ist. Die Verhältnisse sind klar, es ist eine Welt der Männer, und auf den jovialen Beau mit dem gegelten Haar wie den freundlichen Musterschüler mit der runden Brille wartet nach dem Studium eine Position. Die Frau hingegen wird, egal wie sie auftritt, in dieser Gruppe immer zuerst als Vertreterin ihres Geschlechts wahrgenommen. Sie wird geduldet in der männlichen Übermacht, und ihre ­berufliche Zukunft ist wie ihre Anwesenheit im Hörsaal nicht vorgesehen.

Правообладателям