Читать книгу Spurlos. Andrea Stamms zweiter Fall онлайн

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Ihr Vater war gestorben, als sie in Patagonien am Cerro Torre kletterte. Per Funk war die Meldung ins Camp gekommen, sie war sogleich abgereist. Obwohl es zu spät war für alles. Er hatte sich nach dem Mittagessen hingelegt wie jeden Tag, war auf dem Sofa eingeschlafen. Sanft hinübergeschlummert, ohne Abschied und mit einem Lächeln im Gesicht, wie es seine Art war. Am gleichen Tag hatten sie am Cerro Torre ihren höchsten Punkt erreicht, zweihundert Meter unter dem Gipfel, dann war ein Sturm aufgezogen.

Auf dem Weg zur Hohen Platte, der unter den Wänden von Sila und Plattenburg nach Westen führt, fasste Andrea spontan den Entschluss, direkt durch die Westwand zu klettern. Es war noch kalt, aber das machte ihr nichts aus, in Patagonien hatte sie im Sturm härteste Seillängen geführt. Sie stieg an, über steilen Hartschnee einem Rinnsal folgend. Eine alte Route, die niemand mehr ging, brüchiger Fels, Schluchten, Bänder, Risse. Sie stieg schnell, Geröll löste sich unter ihren Schuhen, kollerte in die Tiefe. Das war Musik, Hard Rock. Die Route hatte sie längst verloren, sie kletterte in der Falllinie höher und höher, einer Reihe von Kaminen folgend, manchmal fast im Innern des Bergs, der sie umfing wie ein Mutterschoss.

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