Читать книгу Spurlos. Andrea Stamms zweiter Fall онлайн

5 страница из 67

Er zog den Kopf ein, schob den Feldstecher ins Futteral. Gelegentlich hatte er Bergsteiger beobachtet, wenn er durch die Gegend streifte. Keiner bewegte sich so leicht und so sicher wie die kleine Frau. Wie eine Artistin im Zirkus, den er mit seiner Mutter besucht hat, unten in Pratt. Mit einem Sprung setzte sie über eine Scharte, balancierte mit ausgebreiteten Armen auf der Gratschneide, hüpfte über Zacken hinweg, als spiele sie Himmel und Hölle.

Dann stand sie im Joch, wenige Schritte von seinem Felsblock entfernt. Magnus hielt den Atem an. Hörte, wie sie ihren Rucksack ablegte, einen Schluck aus einer Flasche nahm, ihr Kletterzeug einpackte, das Seil rollte. Er drückte sich an den feuchten Fels, der nach Meer roch, Fisch und Salz und Seetang. Er hatte gelesen, dass die Berge vor Millionen Jahren aus einem Meer wuchsen. Er hatte Steine gefunden, auf denen sich die Schalen von Muscheln abzeichneten. Den schönsten, geformt wie eine Schnecke, trug er im Hosensack.

Mit der Zunge leckte Magnus den feuchten Fels, schmeckte das Salz des Meeres, das er noch nie gesehen hatte. Nur in seinem Kopf, in seinen Träumen existierte es.

Правообладателям