Читать книгу In der Fremde sprechen die Bäume arabisch. Roman онлайн
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«Du warst doch eine Woche bei ihr, wie war das denn?», fragte ich Bilal.
«Das war gut. Sie hat für mich gekocht, und wir waren im Kino. Sie war emotional nicht ganz so eingefroren wie letzten Monat. Ich habe mich aber trotzdem gelangweilt, vor allem, wenn sie über die Situation im Irak redete.»
«Wieso?», fragte ich.
«Sie spricht, als ob sie alles besser verstehen würde, und gibt irgendwelche Behauptungen oder Lügen als ihre Meinung aus. In ihren Augen sind die Iraker verantwortlich für das, was geschehen ist. ‹Wir sind Opfer eines selbst verschuldeten Zustandes›», meinte sie.
«Wann ist sie denn geflüchtet?»
«Ich weiß es nicht genau. Ich glaube 1975, als die meisten Kommunisten das Land verlassen haben. Ich war ein Jahr alt, sagte mir meine Mutter einmal.»
«Sie hat also das Regime unter Saddam nicht erlebt, sondern durch die Medien erfahren», stellte ich fest. Wir selbst sind wegen der Diktatur und des religiösen Terrors geflüchtet.
«Weißt du, was mich an ihr auch irritiert? Sie redet über Sachen, die gar nicht wichtig sind. Beispielsweise fragte sie mich nach Kakerlaken im Irak und ob sie immer noch groß und in allen Toiletten zu finden sind. Sie habe die Kakerlaken im Irak immer gefürchtet. ‹Glaub mir, Bilal, die Kakerlaken in der Schweiz sind klein und greifen mich nie an!› Ich erwiderte nur: ‹Ja klar. Die hier sind anders.› Ihr Mann, der mich nicht mag und ich ihn auch nicht, schwieg die ganze Zeit, doch bei den Kakerlaken hat er laut herausgelacht. Trotz seines Lachens war für mich noch deutlich zu spüren, was für eine Ruine seine Seele war.»