Читать книгу Brief an meinen Sohn. Über die Liebe zu einem behinderten Kind онлайн

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Du darfst noch etwas liegen bleiben. Die Schule braucht Ersatzkleider. Es kommt vor, dass du durchnässt bist. Hab ich vergessen gestern. Mach ich jetzt, so gewinnst du einige Minuten Ruhe. Ich schiebe dich zusammen, die Knie zur Stirn, Embryonalstellung. Das gefällt dir. Ja, noch einmal geboren werden, von Neuem beginnen. Rasch ziehe ich dich an. Bevor die grosse Erschöpfung kommt. Damit ich dich in deinem Erholungsschlaf nicht stören muss.

Eben erst ausgeschlafen, bist du bereits wieder fix und fertig. Dein Gesicht ist jetzt aufgedunsen und schlapp. Auf dem Treppenlift versuchst du ein Lächeln. Du bist so tapfer!

Der Frühling kommt. Endlich können die Kaktusse raus. Riesig sind sie geworden, seit wir die Setzlinge von Stromboli mitbrachten. Einen Winter lang mit dem Rollstuhl um die Stacheln gezirkelt. Nächsten Winter sollen sie woanders stehen. Frühling sei nicht deine Jahreszeit, sagt deine Mutter. Und Herbst auch nicht. Da hattest du immer die schwersten Zeiten. Heute pack ich deine Medikamente gleich in die Tasche. Mit dem Frühstück wird es wieder nichts, du bist zu erschöpft. Früher hätte ich dich so nicht in den Schulbus geschoben, früher hätte ich dich später selber in die Schule gefahren. Früher hättest du dich noch ausruhen dürfen.

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