Читать книгу Brief an meinen Sohn. Über die Liebe zu einem behinderten Kind онлайн
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Wir haben die Ambulanz schon lange nicht mehr gerufen. Wir haben auch keinen Sauerstoff mehr in deiner Nähe. Das war ein Ding. Du hattest deinen Anfall, und wir wurden richtig geschäftig. Hantierten mit Ventilen und Schläuchen. Da hat man was zu tun. Richtig notfallmässig. Das war es auch.
Ist es immer noch. Aber der Notfall kann alltäglich sein. Es braucht nur eine gewisse Häufung. Und Regelmässigkeit. Easy, so lernt man. Man muss lernen, und man lernt, es auch ohne Aktivismus zu ertragen, im Stillen. Es kann nicht immer Ausnahmezustand herrschen, das hält man nicht durch. Man lebt das normale Leben, für die einen mit, für die andern ohne Notfall.
Ich musste auf dem Jungfraujoch fotografieren. Ich hatte mein Stativ auf einer Treppe aufgebaut. Die Japaner, die Europa in wenigen Tagen besichtigen, reagieren auf die Höhe oft mit ziemlicher Apathie. Immerhin der höchstgelegene Bahnhof Europas. Einer von ihnen zog sich am Treppengeländer Richtung Eisgrotte. Meine Kamera stand ihm im Weg. Man dürfte meinen, Japaner wissen, was ein Stativ, eine Kamera ist. Aber er hielt sich an der Kamera fest und setzte seinen Fuss auf eine der Stativschrauben. Er dachte wohl, es sei eine Leiter. Ich führte ihn um die Kamera und setzte seine Hand wieder ans Geländer. Er verschwand ums Eck.