Читать книгу Brief an meinen Sohn. Über die Liebe zu einem behinderten Kind онлайн

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Früher gabs dafür den Jahrmarkt, heute kriegt ihrs im Supermarkt geboten. Marika hält sich am vollen Einkaufswagen fest. Sie liest das Toiletten­papier vom Boden auf. Sonst ist nichts runtergefallen. Die Eislutscher sollen ruhig schmelzen, irgendwann werden auch wir zurück sein, in der Küche, am Kühlschrank.

Endlich ein Atemzug. Das ist gut. Es will nicht en­den. Ich spreche leise zu dir. Wie toll müssen all die Reize auf dich eindreschen, spiessen dich grell auf, die Lichtspitzen und die Geräuschpfeile, deine Pupillen sind weit aufgerissen. Ich versuche, dich zu schützen. Geborgenheit, vielleicht bedeutet sie was. Vielleicht kann ich sie dir geben. Vielleicht erlebst du auch sie intensiver in diesem Kampf.

Heute ist ein guter Tag. Wir fanden die Zeit, einkaufen zu gehen. Weil du so gut mitgemacht hast. Du warst fit genug fürs Einkaufen. Mein Lehrer, mein geliebter Sohn.

Wie eine Lichtergirlande reihen sich die Landescheinwerfer hintereinander am Nachthimmel. Sie fliegen Kloten an. Es ist gleich sechs Uhr, vorher dürfen sie nicht landen. Drehten sie schon lange ihre Warteschlaufen? Erstaunlich stark drückt das Licht des abnehmenden Mondes durch die Wolkendecke in Südost. Die feine Sichel bricht für einen Moment verschleiert hervor. Es dämmert. Aus allen Teilen der Stadt läuten die Kirchenglocken den Tag ein.

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