Читать книгу Brief an meinen Sohn. Über die Liebe zu einem behinderten Kind онлайн

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Deinen Kopf hat es auf deine Brust geworfen. Da halten ihn die Muskeln gefangen, mit voller Kraft. Dein Hirn will es so. Falscher Befehl. Atme Bub, atme. Bitte atme.

Ich lernte, nicht dagegen zu kämpfen. Wie lange darf ich warten? Du bist weiss im Gesicht. Deine Lippen werden blau. Ja, ich kann das. Das Notfall­me­dikament ist immer mit dabei, hinten im Rollstuhl. In einer leuchtpinken Tasche. Schon lange nicht mehr eingesetzt. Ist wohl eh abgelaufen, es läuft alle paar Monate ab, wie soll man da noch mithalten können? Es ist ja nicht nur dieses eine Medikament, das immer frisch sein muss.

Ja, ich halte durch. Weil du schon so oft durchgehalten hast. Mein Held. Immer dieser Tod, auf den das Leben folgt. Da lernt man. Daran gewöhnen werde ich mich nicht. Du machst langsam die Arme auf und zu wie ein Zombie, der aus dem Nebel auf einen zukommt, steif, als gäbe es keine Ellbogen, ich kriege dich, euch alle, ihr Gesunden und Lebendigen.

Atme mein Bub. Du hast sie erwischt mit deiner Aufführung. Ja, so sieht Behinderung aus. Schaut hin.

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