Читать книгу Brief an meinen Sohn. Über die Liebe zu einem behinderten Kind онлайн

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Prolog

Liebe Marika, erneut schenke ich meine Aufmerksamkeit deinem Bruder. Deine Normalität wird nicht belohnt, die Behinderung erhält die volle Zuneigung deiner Eltern. Ich wünsche dir, dass dich dein Leben belohnt.

Ich besuchte einen Gesprächsabend zum Thema «Geschwister Behinderter». Ja, ich habe bemerkt, wie wichtig es ist, dich nicht zu vergessen.

Wäre ich ein Zebra, würde ich Yorick zurücklassen. Yorick kann nicht gehen. Yorick kann nicht spre­chen. Yorick würde sich alleine nicht ernähren können. Und ich könnte mein kleines Zebra nicht auf den Rücken nehmen. Ich würde mit dir weiterziehen. Ohne Yorick.

Ich bin ein Mensch. Wir können uns um die ganz Schwachen kümmern. Ich versuche, mich auch um dich Gesunde zu kümmern. Wir haben Schönes gemacht, ohne deinen Bruder. Und doch ist es eine Tatsache, dass du einen mehrfach schwerbehinderten Bruder hast. Er gehört zu deinem Leben. Wir haben Schönes gemacht, zusammen mit deinem Bruder.

An dem Abend, als ich lernen wollte, dich nicht zu vergessen, lernte ich viel über mich. Die Referentin sprach nicht nur über dich. Ich bin wie du. Dein Onkel brauchte die ganze Aufmerksamkeit deiner Grosseltern. Ich war der gute Sohn, ich hab immer funktioniert. Ich hab keine Probleme zu machen ver­sucht, Probleme hatten meine Eltern mit meinem Bruder. Ich wollte da nicht zusätzlich Kraft kosten. Ich hab geholfen. Ich habe meinen grossen Bruder auf dem Pausenhof gegen die Hänseleien der Starken verteidigt. Ich war für die andern da. Bis es mich selber nicht mehr gab.

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