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Foto Luca Zanier

Yusuf Yeşilöz, geboren 1964 in einem kurdischen Dorf in Mittelanatolien, kam 1987 in die Schweiz. Heute lebt er mit seiner Familie in Winterthur und arbeitet als freier Autor und Filmemacher. ­Romanveröffentlichungen, u. a. «Steppenrutenpflanzen», «Der Gast aus dem Ofenrohr», «Der Imam und die Eselin». Im Limmat Verlag sind lieferbar ­die ­Romane «Lied aus der Ferne», ­«Gegen die Flut» und «Soraja» sowie der Geschichtenband «Kebab zum Bankgeheimnis».

Yusuf Yeşilöz

Hochzeitsflug

Roman

Limmat Verlag

Zürich

1

Ich heiße Beyto. Den Namen gab mir mein Großvater. Auch das Dorf meiner Eltern heißt Beyto. Dieser Name macht meine Vorfahren seit Generationen in ihrem für mich ziemlich weit entfernt liegenden Land stolz und berühmt wie die Sonne. Den Ruf seiner Familie umschrieb mein Vater einmal mit einem einzigen Satz: «Fällt der Name ‹Beyto›, bleiben alle Flüsse stehen!» Dieser Stolz der Familie hat für mich, der ich in meiner Schule lediglich ein Immigrantenkind war, nur so viel bedeutet wie ein Stückchen Stroh. Bei uns zu Hause in der Bischofstraße wurde sehr viel über das Dorf gesprochen, das für meine Eltern einen größeren Wert hatte als hochkarätiges Gold. Meine Eltern wiederholten täglich mehrmals Anekdoten aus dem Dorf, die für sie lustig, für mich aber bedrückend waren und mir wie ein ausgekauter Kaugummi vorkamen. Ich wollte nicht mehr hören, wie sie seit Jahren ununterbrochen vom Dorf sprachen und einander immer wieder die gleichen Ge­­schich­­ten erzählten, die in der Dauerfremde ihr einziges Vergnügen waren. Noch nie habe ich verstanden, warum die farbigen Facetten aus dem kargen Dorf den wichtigsten Gesprächsstoff meiner Eltern bildeten. Ihre Liebe für das Dorf hatten sie nie abgelegt, sie hielten am Dorf fest, wie eine Türe an der Zarge fixiert ist.

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