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Als wir im neuen Flughafen der Hauptstadt Ankara bei der Landung den Atem anhielten, sah ich, dass mein Vater schwitzte. Das Landen tat ihm nicht gut, das wussten wir von früheren Reisen. Wir saßen nebeneinander auf einem Dreiersitz in der vollen Maschine, die melancholisch wirkende und mit vollen Gesichtern gepflegt aussehende ehemalige Dorfmenschen und heutige Stadtarbeiter aus ihrer Fremde ins Dorf nach Hause, also ins Herz ihrer Sehnsucht, brachte. Mein Vater Safir war am Fenster und meine Mutter Narin in der Mitte zwischen uns. Mein Vater ließ sogar seine knochige, mit stark hervortretenden Adern versehene Hand von meiner Mutter halten. Sie durfte das nur im Flugzeug. Nie habe ich sonst die beiden so nah beisammen, Hand in Hand, gesehen. Der Respekt, den sie ihrer Ge­­sell­schaft entgegenbringen, erfordert es, als Ehepaar keine Körpernähe zu zeigen, auch nicht vor den Kunden in ihrem Kebab House, die sich wie Tauben küssten, während meine Eltern für sie einen scharfen Kebab zubereiteten. Ich wusste nicht, worauf dieser Respekt basierte, interessiert hatte es mich oft. Aber niemand konnte es mir erklären. Mein Vater sagte mir jeweils, ich würde diesen Respekt nicht verstehen, weil ich in der Bischofstraße in einem traditionslosen Land aufwachse und nicht aus der Erde der Heimat meiner Eltern geknetet worden sei. Damit wollte er sagen, dass ich in der Beytokultur keine Er­­fahrungen gemacht hatte.

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