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Wir begaben uns in den Verkehr, der wie ein Ameisenzug an­­mutete. Wir fuhren auf der Autostraße, die Sonne, die auf dem Asphalt spiegelte, blendete uns. Sechs Stunden Reise hatten wir vor uns bis in unser tscherkessisches Dorf, den Ort der ständigen Sehnsucht meiner Eltern. Vater saß auf dem vorderen Sitz neben seinem älteren Bruder, ich und meine Mutter auf dem hinteren Sitz. Die Mutter hielt mich, seit wir im Auto saßen, an der Hand, wie sie es immer machte, wenn wir auf Reisen waren. Auch ich hielt gerne die Hand meiner Mutter, sie hatte trockene, aber warme Hände. Meine Eltern fragten den Onkel über das Dorf aus, Hunderte von Namen der Dorfbewohner fielen so im Eiltempo, und von allen wusste Onkel Mamdoh ein für meine Eltern erstaunliches Ereignis zu berichten. Die wichtigsten Mitteilungen waren mit Abstand die über die Heirats­an­gelegenhei­ten der Leute aus dem Dorf, die überall in der Welt lebten. Als Mam­­doh von den Scheidungen dieser Dorf­leute, die wie Pil­­­­ze gewachsen waren, berichtete, drückte meine Mutter ihr Erstaunen mit «Vah vah!» aus und schlug sich mit beiden Händen auf ihre Schenkel. Die Welt sei ja zuerst im Dorf untergegangen, sag­­­te sie mehrmals. Mein Vater bemerkte laut lachend, dass unser Dorf in diesen Bereichen mittlerweile die Heiden überholt habe.

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