Читать книгу Das Gesetz des Wassers. Ein Tanner-Kriminalroman онлайн
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Foto Yvonne Böhler
PROLOG
Einem schlafenden Frauenkörper gleich scheidet der sanfteste aller Hügel mit seinen üppig bewachsenen Formen die Elemente. Nach oben die zitternde Luft des Himmels. Nach unten das schwer liegende Wasser. Spiegelglatte Fläche vor geformtem Grün. Im Norden des Sees gleißt ein beunruhigendes Blau. Im Südwesten nimmt das Wasser eine Türkisfarbe an, deren Intensität von Minute zu Minute wächst. Wo das Tiefblau auf das Türkisblau trifft, trennt eine weiße Linie die beiden Wasser, als ob jemand mit Kreide eine Trennlinie gezogen hätte. Zu allem Überfluss der Farben legt die untergehende Sonne ihre glutrote Straße über den See. Mit einem Saum aus purem Gold.
Das vorbeiziehende Ausflugsschiff durchkreuzt mit weiß schäumender Bugwelle die gespiegelte Sonnenbahn. Das Oberdeck des Schiffes ist übervoll. Dicht gedrängt sitzen Ausflügler. Kinder stehen an der Reling. Sie winken einem schmalen Segelboot zu, das heftig schaukelnd das brodelnde Kielwasser des Schiffes kreuzt.
Die Hitze des Tages, der als der heißeste Tag des Jahrhunderts in die Annalen der Meteorologen eingehen wird, liegt schwer über dem sanften Land. Obwohl die Sonne bereits tief im Westen steht, ist noch kein Anzeichen von Abkühlung zu spüren.