Читать книгу Das Gesetz des Wassers. Ein Tanner-Kriminalroman онлайн
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EINS
Tanner hält keuchend inne und lehnt sich an den kühlen Sandstein. Trotz der relativ niedrigen Temperatur im Turm ist er schweißgebadet. Was für eine unsinnige Idee, ausgerechnet an diesem heißen Tag die vielen Treppen hinaufzusteigen. Wie vollkommen verlassen wirkt die sonst so geschäftige Stadt. Jeder, der es sich leisten kann, sitzt zu Hause bei geschlossenen Fensterläden und trinkt Eistee oder Bier.
Der historische Platz vor der roten Sandsteinkirche liegt in grellem Sonnenschein. Das Licht lässt ihn, dank der strengen Schattenrisse, noch geometrischer erscheinen. Die gepflegten Häuser aus vergangenen Jahrhunderten wirken als Architekturensemble wie eine scharf ausgeleuchtete Theaterkulisse. Der quadratische Platz neben der Kathedrale mit seinen vierunddreißig mächtigen Kastanien träumt selig von Italien. In regelmäßigen Abständen stehen die alten Bäume, die wohl einen tiefschwarzen Schatten, aber keine Kühle mehr spenden können. Die Hitzeschwaden stehen zwischen den Bäumen geradeso wie in den schmalen Gassen zwischen den Häusern. Das einzig Erfrischende ist das Wasser, das unentwegt in den großen Brunnen plätschert.