Читать книгу Das Gesetz des Wassers. Ein Tanner-Kriminalroman онлайн

10 страница из 162

Als er die letzten Stufen der schmalen Holztreppe erklimmt, die sich an den mächtigen Glocken vorbei in die Höhe windet, und er auf den umlaufenden Balkon des Turmes tritt, trifft ihn die heiße Luft wie ein Schlag ins Gesicht. Als hätte jemand vor seiner Nase eine Backofentür geöffnet. Einen Moment lang kann er kaum mehr atmen. Der Temperaturunterschied beträgt mindestens dreißig Grad, gefühlsmäßig. Er stützt sich schwer atmend auf die Sandsteinbrüstung.

Da liegt sie nun, seine Geburtsstadt.

Verkleinert und perspektivisch zusammengestaucht. Die ineinander gefügten Dächer mit einer Vielzahl von Lukarnen leuchten matt in allen nur denkbaren Rottönen. Es herrscht eine dumpfe Stille. Als ob unsichtbar ein gewaltiges Tier die Stadt niedergerungen und sich rittlings auf ihre Dächer gesetzt hätte und mit heißem Atem alles Lebendige in Schach hielte.

In Richtung Westen liegt der große Strom. Wasser wie Blei, das die Stadt in zwei Teile zerlegt. In nördlicher Richtung erkennt man die Anlagen der chemischen Industrie, in der sein Vater sein Leben lang schuftete. Ohne sie wäre die Stadt nichts. Gar nichts.

Правообладателям