Читать книгу Das Gesetz des Wassers. Ein Tanner-Kriminalroman онлайн
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Die Gäste auf dem Schiff sind vorwiegend Japaner. Mitarbeiter eines großen Konzerns. Sie sind auf einer Besichtigungstour europäischer Niederlassungen ihrer Firma. Eine davon hat zu einer Dreiseenfahrt eingeladen. Unter den japanischen Gästen sind auch Mitarbeiter des hiesigen Betriebs. Zum Teil mit ihren Familien, denn die Geschäftsleitung legt großen Wert auf persönlichen Kontakt mit den japanischen Geschäftsfreunden. Den Gästen, die während zweier Wochen ein aberwitziges Besichtigungsprogramm in ganz Europa absolvieren, macht die Hitze offensichtlich nichts aus. Fröhlich lächelnd sitzen sie in bunten, luftigen Kleidern auf den harten Bänken. Nicht zum ersten Mal fragen sich die schwitzenden einheimischen Manager, ob ihre japanischen Geschäftsfreunde vielleicht doch von einem anderen Stern stammen.
Ein riesiger Schwarm Möwen begleitet mit gierigen Schreien das weiße Schiff.
Das Segelboot kämpft immer noch gegen die Wellen. Das kleine Boot mit einem viel zu großen Segel wird heftig hin und her geworfen. Der Baum schlägt wild von einer Seite zur anderen. Die beiden Segler versuchen verzweifelt, die Großschot einzuholen. Offensichtlich hat sich in der Hektik des Manövers das Schot verheddert. Jetzt versucht einer aufzustehen, um den Baum mit seinen Händen festzuhalten. In diesem Moment rammt das Segelboot einen Gegenstand im heftig bewegten Kielwasser des Ausflugsschiffes. Der stehende Segler wird mit Wucht über Bord geworfen. Die Kinder auf dem Schiff schreien aufgeregt. Am Heck des Schiffes entsteht Bewegung. Der zweite Segler hat sich vor Schreck erhoben und wird in diesem Moment durch den wild schlagenden Baum ebenfalls vom Boot gemäht. Für einen Moment sind beide über Bord gefallenen Segler untergetaucht. Das unbemannte Boot driftet jetzt überraschend schnell weg vom Schiff. Immer mehr Gäste drängen sich auf dem Aussichtsdeck des Ausflugsschiffes und halten angestrengt Ausschau nach den beiden Seglern im Wasser. Die Motoren stoppen. Offensichtlich hat die Mannschaft von dem unglücklichen Manöver des Segelbootes Notiz genommen. Die Schraube beginnt nun rückwärts zu drehen, um das Schiff vollends zu stoppen. Das Schiff erschauert, als ob es sich gegen die Umkehr der Fahrtrichtung sträuben würde. Ein anhaltendes Vibrieren durchströmt das Deck. Die Mannschaft öffnet auf der Steuerbordseite die Reling und steht mit Rettungsringen bereit. Zögernd beginnt das Schiff Rückwärtsfahrt aufzunehmen. Aufgeregte Schreie auf dem Oberdeck. Alle starren auf einen wild um sich schlagenden Körper im Wasser. Es ist eine Frau mit langen blonden Haaren. Plötzlich werden ihre Bewegungen ruhiger. Offensichtlich hält sie sich an einem schwimmenden Gegenstand fest. Die Gäste auf dem Schiff können nicht ausmachen, was es ist. Vom anderen Segler fehlt jede Spur. Das Segelboot ist schon weit abgedriftet. Das Ausflugsschiff ist mittlerweile auf der Höhe der Schwimmerin angekommen und der Kapitän spricht beruhigende Worte durch ein Megafon. Die Frau klammert sich mit beiden Händen fest und versucht, rittlings auf einem unterhalb der Wasseroberfläche schwimmenden Objekt zum Sitzen zu kommen. Sie schafft es und winkt zum Schiff. Die Wellen schaukeln sie hoch und jetzt kann man sehen, dass sie lacht. Offensichtlich hat sie noch nicht bemerkt, dass ihr Segelpartner auch über Bord ging. Auf dem Schiff macht die Mannschaft ein Rettungsfloß klar, allerdings schwer behindert durch die Fahrgäste. Plötzlich hört man von der blonden Schwimmerin einen panischen Schrei. Sie lässt sich wieder ins Wasser fallen und krault mit hektischen Schwimmbewegungen weg von ihrem kurzfristigen Rettungsgegenstand. Eine Serie von rollenden Wellen überflutet ihren Blondschopf. Und jetzt kann man nach und nach auch den Gegenstand erkennen, auf dem die Schwimmerin gerade eben noch saß. Zuerst sieht man starre Beine, dann einen ungeheuer aufgeblähten Bauch. Auf dem Schiff herrscht plötzlich Totenstille. Der Körper dreht sich, die Beine verschwinden. Aus dem aufgewirbelten Wasser erhebt sich ein Kopf. Er ist offensichtlich zertrümmert. Aus dem Maul hängt eigenartig verdreht eine bleiche Zunge. Zwei mächtige Hörner glänzen nass im Goldlicht. Beide Ohren sind abgeschnitten. Es ist der mächtige Schädel einer toten Kuh.