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Nicht alle haben begriffen, dass seine Begeisterung für Castros Revolution und seine Abneigung gegen Castros Repression vom gleichen Impuls gesteuert wurden. Er war 1960 nach Kuba gereist und ziemlich begeistert nach Hause gekommen. Später hatte er dagegen protestiert, dass der kubanische Dichter Heberto Padilla wegen Gesinnungsdelikten eingekerkert und als Schwuler gebrandmarkt wurde. (Soll man sich lange mit einer unbedeutenden Minderheit beschäftigen, wenn es der Mehrheit dank Revolution bessergeht?) Auch sein Protest gegen den französischen und amerikanischen Vietnamkrieg kam aus der gleichen Wurzel wie die Auflehnung gegen die Vertreibung der BOAT PEOPLE aus dem sozialistischen Vietnam. Was mag es ihn 1979 gekostet haben, gemeinsam mit seinem alten Freund-Feind Raymond Aron, diesem «chien de garde» des Bürgertums (ein Wort von Paul Nizan) und Editorialisten des «Figaro», im Elysée vorzusprechen, bei einem Präsidenten, der alles repräsentiert, was der Philosoph hasste (Vorrecht der Geburt, Süffisanz, Heuchelei), um ein Wort für die Flüchtlinge einzulegen und den Staat soweit zu bringen, möglichst viele Vietnamesen aufzunehmen? Auch bei Afghanistan mag es ihm nicht leicht gefallen sein, da hat er sogar den Olympia-Boykott unterstützt. (Pfui!) Er tat es nicht aus Liebe zur amerikanischen Politik, die er hasste wie kein zweiter, sondern aus Abscheu gegen die sowjetische Intervention. Er reiste viel: UdssR, Tschechoslowakei, Naher Osten, besuchte Flüchtlingslager, bidonsvilles, kannte die Verdammten dieser Erde in Südamerika, Afrika und auch in Billancourt (die farbigen Fremdarbeiter bei Renault) und schrieb deshalb sein Vorwort zum Buch von Frantz Fanon: «Les damnés de la terre». Er gehörte nicht zu jenen Stubensozialisten, die jedesmal, wenn ein Land sozialistisch geworden ist, auf ihrer Generalstabsweltkarte triumphierend ein neues rotes Fähnchen einstecken. Er wollte auch noch wissen, was dieser Sozialismus konkret bedeutet. Die Intellektuellen aller Länder, les damnés de toute la terre, kamen bei ihm vorbei und haben erzählt. Er war informiert.

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