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Der wackere Stubenphilosoph Hans W.Grieder, der das geschrieben hat, scheint zwei Karteikarten verwechselt zu haben. Auf der Strasse verkauft hat Sartre die Zeitung (das Blättchen?) LA CAUSE DU PEUPLE, welche verboten war; ein Maoistenblatt. Er hat sie nicht deshalb, zusammen mit Simone de Beauvoir, verkauft, weil er die Gedanken Mao Tse-tungs enorm liebte, sondern weil er gegen Presseverbote war. Die Gedanken Mao Tse-tungs hat er im Gegenteil einmal «Kieselsteine, die man uns in den Kopf stopfen will», genannt. Aber als Erbe der französischen Aufklärung war er dafür, dass auch Meinungen verbreitet werden konnten, mit denen er nicht einig ging. Pressezensur war für ihn Freiheitsberaubung. Ob er bei LIBÉRATION eine «politische Heimat» fand, kann ich nicht sagen. Er war kein Heimatlicher. Jedenfalls war es ihm wohl dort. Und dass er «wohl eher ein Ausgenutzter» war, wird nur jemand schreiben, der sich die Beziehungen zwischen den Leuten nicht anders als ausbeuterisch vorstellen kann: also ein Bourgeois. Vor 5 Jahren noch hatte es umgekehrt getönt im «Tages-Anzeiger» (Ausland), da war aus der Küche des Pariser Korrespondenten Hans-Ulrich Meier (petit bourgeois) die Nachricht gekommen, Sartre verführe die Jugend und reisse sie zu unüberlegten Handlungen hin (gewalttätige Demos etc.). Sartre verführt die Jugend, die Jugend verführt Sartre – und wenn die Beziehungen zwischen ihm und «der Jugend» auf gegenseitiger Spontaneität beruhten?

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