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Eine bessere Fremdenverkehrswerbung konnte man sich im Bündnerland nicht wünschen.

Und doch muss Johanna Spyri von den wirklichen Problemen der Gegend etwas gewusst haben, das Elend der Auswanderer konnte ihr nicht ganz verborgen geblieben sein. Bestimmt hat sie auch etwas vom Lehrer Thomas Davatz aus dem graubündnerischen Fanas gehört, der 1855 mit einer Gruppe von Auswanderern, weil in Graubünden damals gehungert wurde wie heute in der Dritten Welt, nach Brasilien auswanderte und dort dem Senator Vergueiro in der Provinz São Paulo in die Hände fiel. Dieser war ein Sklavenhändler, der die schwarzen Sklaven, die nur noch selten aufzutreiben waren, durch europäische Lumpenproletarier ersetzte und diese an andere Plantagenbesitzer verschacherte, so dass die Auswanderer wie Leibeigene gehalten wurden und vom bündnerischen Elend in die brasilianische Misere torkelten. Die Zustände waren so krass, dass die Heimat sich wieder für die Ausgewanderten interessieren musste und ein eidgenössischer Kontrolleur nach Brasilien geschickt wurde. Dieser hiess Dr. Christian Heusser und war ein Bruder der Johanna Spyri und hat die grauenhaften Zustände schriftlich festgehalten. (Die Schriftstellerin Eveline Hasler hat vor kurzem über das Thema einen spannenden, auf Quellen fussenden, sich z.T. auf den Bericht von Dr. Heusser abgestützten Roman geschrieben: «Ibicaba – Das Paradies in den Köpfen», Zürich 1985.)

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