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Die verlorene Unschuld des Heidi, seit Murers «Höhenfeuer». Man wird das Buch – denn Murers Film hat gewaltig eingeschlagen! – kaum mehr so naiv in den Schulen lesen, und die Eltern es nicht mehr ihren Kindern als «Bettmümpfeli» (Zückerchen vor dem Einschlafen) darbieten dürfen wie bisher. Idem die klassischen Heidi-Filme (mit Heinrich Gretler). Das wird auf die Dauer nicht ohne Einfluss auf die Heidi-Industrie bleiben. Nur die Japaner, welche ein ungebrochenes, unerotisches Verhältnis zur Alpenwelt haben und in dieser Geschichte weiterhin keine Doppelbödigkeit vermuten dürfen, werden weiterhin ihre quicken Heidi-Filme drehen, und der Kurort St. Moritz, der sich auf den Fremdenverkehrs-Werbungs-Plakaten frech als Heidiland anpreist, obwohl jedermann weiss, dass Johanna Spyri ihre Figuren sehr weit davon entfernt, nämlich in und oberhalb von Maienfeld, angesiedelt hat, wird wacker weiter werben. Aber wenn einer im kalt-gigantischen nassforschen Hamburg Heimweh hat nach der Schweiz und seine nette helvetische Naivität ausspielen möchte gegen die bundesrepublikanische Verrottung, dann wird er nicht mehr so ungebrochen das Heidi mimen dürfen; leider. Er wird Heidi nicht einmal als Chiffre brauchen können: Der Mythos ist dechiffriert. Woran sollen sich die Auslandschweizer fortan aufrichten? Wer bläst ihnen hinfort Mut ein?

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