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Nun hätte also der umgedrehte bzw. verdrehte Kopf gefötelet werden müssen, aber eine unüberwindbare Scheu vor der Technik hinderte den etwas in Verlegenheit geratenen Exploranden daran, und so stand der Föteler lange in einer Ecke des Vestibüls, halb lockend, halb drohend, und das dritte Auge von Sabrina G., welches so weit gereist war, ist blind geblieben. Es ging einfach nicht, obwohl es bei Franz Jaeger auch gegangen war. Aber vielleicht hätte man doch drauflos knipsen und u.a. ein Foto an Frau P. in Lenzburg schicken sollen mit der Unterschrift: «Schweizerische Persönlichkeit».
Damit man nicht übermütig wird, kommt am nächsten Tag ein Geschenk von Philipp Engelmann ins Haus geplumpst, nämlich sein nun in Buchform erschienenes Theaterstück «Die Hochzeitsfahrt» (Ammann Verlag). Darüber hatte Andreas Simmen in der WOZ eine Glosse geschrieben – ziemlich scharf. (Und intelligent.) Und Philipp Engelmann schenkt mir nun also sein Buch mit der Widmung: NIKLAUS DEN SCHAFSECKEL I. KLASSE. (Er hat halt gern Dialekt.) Und Dieter Bachmann schreibt im Vorwort: «Es ist bei Engelmann so, als schreite einer auf einer hauchdünnen Schicht Hochdeutsch, einer sprachlichen Trag- oder Oberfläche, unter der der See oder das Reservoir des unermesslichen reicheren Mundartlichen sich abteuft.» (Aha!) Der junge aufstrebende Geschäftsmann Engelmann hatte mich seinerzeit dringend ersucht, eine Besprechung seines Schwankes zu liefern, auch ein Verriss sei ihm recht, nur einfach etwas von mir müsse es sein, so eine tüchtige Kontroverse würde der Sache Beine machen. Und, so sagte er noch vor der Uraufführung seines Stückleins, er habe Angst, dass sein opus II, welches er jetzt gleich zu schreiben beginnen wolle, nicht mehr so toll gerate wie «Die Hochzeitsfahrt».