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Goethe

Seine Vorfahren stammten vom Wolf. Er war neun Jahre alt. In seinem Dorf gingen damals am Sonntag alle in die Kirche, zwei Männer ausgenommen. Der eine war ein Protestant, der andere ein Taugenichts. Das war Mutters Verdikt.

Was ist ein Protestant?, hatte der kleine Bruder ge­fragt.

Einer, der nicht in die Kirche geht.

Warum geht er nicht in die Kirche?

Weil er ein Protestant ist.

Die Frage hatte sich in die Antwort verbissen.

Dass seine Vorfahren vom Wolf stammten, ging Mutter nichts an.

Oria, die greise Stammmutter, liegt Nase zur Decke unter schweren Federbetten, schließt für lange Momente die Augen. Man sieht nur den Kopf im weißen Kissen. Und auf dem Kopf die weiße Spitzenhaube der Großmütter, die in den Märchen im Bett liegen.

Der Bub steht in der Tür, verdeckt ein Auge mit der Hand und kneift das andere zu, um besser fantasieren zu können. Er stellt sich vor, dort im Bett sei nur ein Kopf. Wenn er von dieser Vorstellung genug hat, stellt er sich eine vollständige Oria vor, aber mit dem Kopf einer Wölfin unter der Spitzenhaube. Dann wird Oria grün, ihre Nase wird lang und flach, bekommt etwas von einer riesigen Mundharmonika, und Zähnchen schauen seitlich heraus, als ob sie lachen würde.

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