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Die Mutter hatte den Bub zur Großmutter von Vitg gegeben, Vaters Mutter. Alle sagten der Bub, weil er hieß wie sein Vater. Und dieser Name wurde in der Familie nicht mehr ausgesprochen.
Ansonsten war Großmutter nicht kompliziert. Sie war einfach da, vertrat und verkörperte die Vorfahren.
Immer wieder fragte die Großmutter von Cuoz: Welche Großmutter hast du lieber, die von Vitg oder die von Cuoz?
Er wand sich mit einem Trick aus der Schlinge: Alle beide!
«Von den Pflichten der Hebamme gegen Verunglückte und Scheintodte
Es kann sich wohl in jeder Gemeinde, so klein sie auch ist, der Fall ereignen, dass ein unglücklicher Mensch durch ungewöhnliche Ereignisse in Gefahr kommt, sein Leben zu verlieren, oder durch eine krankhafte Verwirrung seines Kopfes und Herzens sogar auf den Gedanken geräth, Hand an sein eigenes Leben zu legen. (…) Dem Erhenkten muss der Strick sofort abgeschnitten werden. (…) So einfach diese Regel auch scheinen mag, so häufig wird dagegen gefehlt; denn die lächerlichsten Vorurtheile verhindern oft die Rettung des Menschenlebens. Der Eine behauptet, der Verunglückte müsse so lange an dem Orte, wo er den scheinbaren Tod fand, liegen bleiben, bis die Gerichtspersonen ankommen, damit diese sich selbst überzeugen, auf welche Weise der Mensch ums Leben gekommen; der Andere glaubt gar, das Abschneiden des Stricks bei einem Erhenkten sei eine entehrende Handlung, sie sei die Gerechtsame eines gewissen Standes, welche sich mit der Beseitigung todter Tiere abgiebt. – Die von der Wichtigkeit ihres Standes und von dem Werthe eines Menschenlebens durchdrungene Hebamme denke anders. Wo es daher ihre schwachen weiblichen Kräfte erlauben, schreite sie (z. B. durch Abschneiden des Strickes) ohne Weiteres zu diesem Liebeswerke.»