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Die Mutter war ein kalter Specksteinofen.

«Ho, ho, ich meint’ in blondem Haar zu wühlen und muss nun hier zwei wüste Hörner fühlen.»

Gebhard Stuppaun, Die zehn Lebensalter, Ardez 1564

Alle, die ihm mit der Hand über den Kopf gestrichen hatten, waren erschrocken und verstummt. Da wuchs einer heran, nahm Tag für Tag an Größe und Weisheit zu und bekam Hörner.

Nach diesen Worten nahm der Großvater die Brille von der Nase und erhob sich feierlich. Wurde vom Erzähler zum Moses, der soeben am Fuß des Berges die Gesetzestafeln zerschmettert hatte.

Er hatte, in Pantoffeln, etwas sehr Wichtiges gesagt.

Als wir klein waren, durften wir den Fernsehapparat nicht anrühren, geschweige denn Knöpfe drücken oder gar drehen.

Hände weg vom Parat, sagte Großvater, halb zum Spaß, halb im Ernst. Die Abkürzung gefiel ihm. Er machte banale Verse und sagte sie her, wann immer ihm die Kiste in den Sinn kam:

Darf er nicht an den Parat

wird der Bub gleich rabiat.

Vom Parat herunter schaute mit entschlossener Miene die Büste eines Bruder Klaus aus gelblichbraunem Holz mit langem, bärtigem Asketenschädel. Etwa ab der Stelle, wo der Bub zu jener Zeit das Herz des Menschen vermutete, war der Rest des Körpers abgeschnitten. Um sich nicht einen entzweigesägten Körper vorstellen zu müssen, redete er sich ein, der Rest des Kör­­­pers stecke im Parat, aber die Arme waren halt doch verstümmelt. Diese Figur, wie sie so schaute und schaute, hatte etwas Beunruhigendes.

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