Читать книгу Unter Schweizer Schutz. Die Rettungsaktion von Carl Lutz während des Zweiten Weltkriegs in Budapest - Zeitzeugen berichten онлайн

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Am Nachmittag trafen Untersuchungsbeamte aus dem Polizeipräsidium ein, die mit Kriminalverhören Erfahrung hatten und versuchten, uns auf psychologische Weise zu beeinflussen. Dann brachten sie uns unter militärischer Bewachung ins Militärgefängnis am Margit-Ring (in das Gefängnis, in dem im November Hannah Szenes ermordet worden war). Am Nachmittag des 23. Dezember wurde ich zum Verhör geholt. Nach ein paar Elektroschocks zur Zermürbung holten sie wahllos Gegenstände aus den Koffern: zum Beispiel einen Schutzpass oder einen Stempel. Selbst wenn ich die Wahrheit sagte, glaubten sie mir nicht. Sie nannten die Namen sämtlicher zionistischer Führungskräfte und fragten, ob ich sie kenne, wer was wo getan habe. Sie freuten sich, endlich jemanden vom Haschomer Hazair zwischen die Finger bekommen zu haben.

Sie versprachen uns ein weiteres Verhör am nächsten Tag, mit Protokoll. Damit war die Phase des Prügelns zu Ende; der Zeitpunkt des Urteils nahte …

Am 24. Dezember, Heiligabend, begann der Überfall auf Budapest. Die Gefangenen vom Margit-Ring wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Juden in die eine und Christen in die andere. Die Christen wurden abgeführt, und wir Juden erwarteten ebenfalls, dass wir unserem Tod zugeführt oder auf der Stelle von Maschinengewehren erschossen würden. Aber an diesem und auch am nächsten Tag geschah nichts. Wir überlegten uns jeden möglichen Fluchtweg. Wir dachten an eine Leiter aus Laken und Kleiderbügel, kamen aber über die Planungsphase nicht hinaus.

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