Читать книгу Unter Schweizer Schutz. Die Rettungsaktion von Carl Lutz während des Zweiten Weltkriegs in Budapest - Zeitzeugen berichten онлайн
115 страница из 121
Unter der Schirmherrschaft neutraler Staaten wurden «Schutzhäuser» errichtet. Die Gesandtschaften stellten Schutzbriefe in limitierter Höhe an jene aus, die berechtigt waren, in den «Schutzhäusern» zu wohnen. Wir unterstützten sie, indem wir massenweise selbst hergestellte schweizerische, schwedische und vatikanische Schutzbriefe ausstellten.
Die Idee, zusätzlich zu den von den ungarischen Behörden unter der Ägide von Konsul Lutz erlaubten Schweizer Schutzbriefen noch weitere zu drucken, entstand bei Gesprächen zwischen Mitgliedern der Leitung des zionistischen Jugendwiderstands im Glashaus, das ab Mitte August 1944 dessen Hauptsitz war.
Bis zum 15. Oktober 1944 wurden die Aktivitäten der zionistischen Jugendbewegung von Rafi Benshaloms Zimmer aus organisiert (an seiner Tür war ein Hinweis, der besagte: «Chaluz Sektion»), ohne dass die Leitung des Glashauses oder Carl Lutz davon wusste. Nachdem die Pfeilkreuzler die Macht ergriffen hatten, wurde die Trennung aufgehoben, und die zionistische Jugendbewegung und die Leitung des Glashauses (jüngere und ältere Generationen) arbeiteten zusammen. Die ältere Generation hatte Verständnis für die Initiativen der Jugendbewegung und kooperierte mit ihr. So wurde im Glashaus unter der Leitung von Alexander Grossman die Operation gestartet, Schutzbriefformulare in der Auflage von 10 000 Exemplaren zu drucken.51 Alle beteiligten sich am Austragen, Junge wie Alte, Zionisten, Antizionisten, Orthodoxe, Atheisten, Leute aus dem Glashaus, von der Zweigstelle der Schweizer Gesandtschaft in der Perczel-Mór-Strasse 2 und von den Büros des Internationalen Roten Kreuzes. Freiwillige Kuriere wurden in die Gelbsternhäuser in Budapest und in die in ganz Ungarn verstreuten Zwangsarbeitslager entsandt, um zu verhindern, dass die Internierten nach Deutschland verschleppt wurden. Dieses gewaltige, komplexe Unternehmen überstieg die Kapazitäten des durch die zionistische Jugendbewegung betriebenen Zentralateliers. Das Verdienst gebührt, falls man von Verdienst sprechen kann, wenn es um die Rettung von Menschenleben geht, Alexander Grossman, seinem Team und Hunderten anderen, Bekannten und Unbekannten, die an der Mission mitgewirkt haben.