Читать книгу Unter Schweizer Schutz. Die Rettungsaktion von Carl Lutz während des Zweiten Weltkriegs in Budapest - Zeitzeugen berichten онлайн

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3. Fehlende Zeit Nach der deutschen Besetzung jagten sich die Ereignisse in schwindelerregender Geschwindigkeit. Als sich die Menschen bewusst waren, was vor sich ging, fanden sie sich bereits in Auschwitz wieder. Die Konzentration von Juden in lokalen Ghettos und ihre Deportation aus Ungarn waren in den einzelnen Teilen des Landes mit maximaler Effizienz, innerhalb weniger Tage, durchgeführt worden. Der gesamte Deportationsprozess des ungarischen Judentums wurde in der erstaunlich kurzen Zeit von sechs Wochen vollzogen! Es blieb keine Zeit, sich zu organisieren.

4. Mangelnde Empathie bei der lokalen Bevölkerung Unter den ungarischen Staatsbürgern herrschte im Allgemeinen eine feindselige, distanzierte Stimmung, und es war unrealistisch, von der nichtjüdischen Bevölkerung vor Ort irgendwelche Hilfe zu erwarten. Weder Wasser noch Informationen noch Waffen.

Mit der deutschen Besetzung von Ungarn erlangte die Dokumentenherstellung höchste Dringlichkeit.

Das von der deutschen Besatzung auferlegte Regime basierte auf der Ausübung von Macht und Gewalt gegenüber den Juden. Die Aktionen waren als bürokratische Verfahren eines scheinbar gesetzestreuen Staates getarnt. Regierungsverordnungen wurden in der Presse, im Radio und in Form von Bulletins auf Anschlagtafeln veröffentlicht. Diese Verordnungen wurden täglich mehr, ihre Inhalte immer bedrohlicher, ihre Reichweite zunehmend grösser, was zur Isolierung bestimmter Gruppen von Juden von der jüdischen Bevölkerung als Ganzes führte. Ab dem Tag ihres Einmarsches in Ungarn zogen die Deutschen sämtliche Strippen, manchmal in der Öffentlichkeit, manchmal hinter den Kulissen, und ihr Schatten schwebte über allem, was damals geschah.

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