Читать книгу Unter Schweizer Schutz. Die Rettungsaktion von Carl Lutz während des Zweiten Weltkriegs in Budapest - Zeitzeugen berichten онлайн
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Ich bin im ungarischen Dorf Okány geboren. Mein Vater Miklós Grósz war Holz- und Kornhändler. Wir waren, fern der jüdischen Tradition, eine der zehn assimilierten jüdischen Familien des Dorfes. Ich schloss das Gymnasium an einer protestantischen Schule einer Nachbarstadt ab. Juden machten nur einen kleinen Prozentsatz der Schülerschaft aus. Auch wenn die meisten Lehrer nicht gerade für ihre Judenfreundlichkeit bekannt waren, gab es doch keinen offenen Antisemitismus.
1943, als ich siebzehn war – und ein Reifezeugnis hatte –, waren die Pforten der Institute für höhere Bildung den jungen Juden verschlossen. So ging ich nach Budapest und wurde Lehrling in einer jüdischen Baufirma. Tagsüber arbeitete ich, und nachts lernte ich Bauzeichnen. Im September versuchte ich mich der Untergrundbewegung Haschomer Hazair anzuschliessen, was mir gelang. Die meisten Aktivisten stammten aus den Reihen der ungarischsprachigen Flüchtlinge aus der Slowakei, die in Budapest lebten. Ende März wurde ich aufgrund meiner zeichnerischen Fähigkeiten ins Team der Fälscherwerkstatt aufgenommen. Später war ich als Leiter der Werkstatt direkt in die Widerstandsbewegung und all ihre Aktivitäten involviert. Der Werkstatt kam im Untergrund eine Schlüsselrolle zu, da sie der zionistischen Jugendwiderstandsbewegung, deren einzelne Mitglieder in enger Abstimmung miteinander arbeiteten, für sämtliche Operationen die nötigen Mittel bereitstellte. Ihre Tätigkeiten umfassten: