Читать книгу Unter Schweizer Schutz. Die Rettungsaktion von Carl Lutz während des Zweiten Weltkriegs in Budapest - Zeitzeugen berichten онлайн

60 страница из 121

Die zionistische Jugendbewegung half Hunderten von Menschen, sich in der Stadt zu bewegen, von einem Schutzhaus zu einem anderen zu gelangen. Wie viele Menschen in jener schrecklichen Zeit in die Rettung der Juden involviert waren, lässt sich nicht sagen. Auch nicht, wie viele Menschen das faschistische Regime unterstützten, wie viele in der Pfeilkreuzlerpartei waren. Auch kann das Volk nicht verurteilt werden. Wer half, wer war ein Held, wer war keiner? Einige aber stachen heraus.

Carl Lutz stach heraus wie ein Denkmal, denn er war nicht nur ein Mensch mit grossem Gewissen und grossen Fähigkeiten, er war auch ein Schweizer Patriot, der beweisen wollte, dass die Schweiz für Freiheit stand, für Meinungs- und Religionsfreiheit, dass es ihrer freiheitlichen Gesinnung entsprach, Menschen zu helfen. Er war ein Beispiel dafür, was möglich ist. Aber jene, die ihm halfen, wussten auch, dass einer allein keinen einzigen Menschen retten konnte. Es gab keinen einzigen geretteten Juden, ohne dass nicht Dutzende andere daran beteiligt waren. Da war derjenige, der ihn ins Haus hereinliess, derjenige, der ihn zum Taxi brachte, derjenige, der ihm ein bisschen Kleingeld oder etwas zu essen gab, derjenige, der mit gefälschten Bescheinigungen von einem Ort zum andern rannte, derjenige, der den Telefonanruf machte, um ihm zu sagen, er soll fliehen. Es war eine Kette von Ereignissen, und eine einzige Sekunde konnte von Bedeutung sein. Wo konnte in dieser Sekunde jemand helfen? War jemand da, der einem zu Hilfe kam? War jemand da, der einem dieses Papier gab? Niemand konnte allein tausende Verfolgte retten. Und das trifft auch für Lutz zu. Lutz war ein Held, aber er brauchte Hunderte andere, die ihm halfen.

Правообладателям