Читать книгу Unter Schweizer Schutz. Die Rettungsaktion von Carl Lutz während des Zweiten Weltkriegs in Budapest - Zeitzeugen berichten онлайн

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Ich betrat das Glashaus nur, um nachzusehen, ob das Essen ordnungsgemäss eingetroffen war. Ich hatte einen Fahrer, Zoltán Illy, der mit seiner Einheit einzig damit beschäftigt war, die deutschen Züge auszurauben, die Käse für die Armee lieferten. An Käse hat es also nicht gefehlt. Aber Armeekäse war schreckliches Zeug. Ein bisschen wie Zahnpasta. Jedenfalls lieferten wir dieses Zeug waggonweise, denn im Glashaus gab es nur sehr wenig zu essen. An guten Tagen hatten wir auch Gemüse und Obst, was eben gerade von den Bauern zu bekommen war. Es war schwierig, zu überleben, denn es gab dort 2000 Leute; zu einem bestimmten Zeitpunkt, sagen einige, befanden sich sogar bis zu 3000 Menschen im Glashaus. Ich glaube es nicht, aber möglich wäre es. Ich meine, es sah dort aus wie in einem heutigen Flüchtlingslager. Die Leute kamen und gingen zu Hunderten, um Dokumente zu bekommen. Hatten sie das Dokument, machten sie sich rasch davon, um irgendwo jemand anderen zu retten.

Die Leute im Glashaus wussten nicht, dass wir eine falsche Militäreinheit waren. Nur Arthur Weiss, Carl Lutz und das Erez-Israel-Büro wussten Bescheid. Auch Krausz wusste, dass wir eine Widerstandsgruppe waren; er wusste, dass wir nicht zur Pfeilkreuzler-Armee gehörten. Aber die Menschen drinnen, die kamen und gingen, wussten nicht, auf welcher Seite wir standen. Sie hatten keine Ahnung, aber das war Teil des Plans. Erstens hatten die Pfeilkreuzler überall Spione, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie auch im Glashaus welche hatten. Woher konnten sie zum Beispiel wissen, dass Weiss dort war? Woher konnten sie wissen, wann sie kommen sollten, um zu plündern? Sie wussten, was vor sich ging und wo die Schutzhäuser waren. Und zu unserer Sicherheit und zur Sicherheit der ganzen Organisation – des ganzen Widerstandsnetzes – war es sehr wichtig, dass wir anonym blieben. Wir mussten die Leute im Glashaus im Glauben lassen, unsere Truppe sei da, um sie gefangen zu halten.

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