Читать книгу Unter Schweizer Schutz. Die Rettungsaktion von Carl Lutz während des Zweiten Weltkriegs in Budapest - Zeitzeugen berichten онлайн
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In der Zeit, in der ich krank war, brachen meine beiden Kameraden – mit dem Karren – ohne mich auf und verschwanden. Wir wissen nicht, was ihnen zugestossen ist. Höchstwahrscheinlich hat man sie am Donauufer umgebracht; das war damals die Methode. Die hygienischen und gesundheitlichen Bedingungen haben mich beeinträchtigt, aber letzten Endes haben sie mir das Leben gerettet.
Wenige Tage später kamen die Russen in die Stadt. Wir wurden befreit. Und wieder fingen wir an, uns zu organisieren. Jeder von uns erhielt verschiedene Aufgaben, von denen die meisten mit den Kindern zusammenhingen, die sich in der Obhut des Roten Kreuzes befanden. Da ich eine slawische Sprache beherrschte, Slowakisch, konnte ich mich ein wenig mit den Russen unterhalten. Meistens stand ich Wache. Mir ist eine kuriose Situation in Erinnerung geblieben: Einmal kam ein russischer Soldat zu uns, ging hinein, und ich erklärte ihm, dass er hier keine Mädchen finden würde, sondern nur kleine Kinder, die den Krieg überlebt hatten – die russischen Soldaten suchten schliesslich überall nach Mädchen. Er hatte einen nicht allzu grossen Teppich auf der Schulter; es war Winter. Er nahm den Teppich und sagte: «Nimm den Teppich, deck sie zu, damit ihnen nicht kalt wird.» Das war typisch russisches Benehmen: Er war gekommen, um Mädchen zu vergewaltigen, und am Ende hatte er Mitleid mit den Kindern – «Deck sie zu.»