Читать книгу Unter Schweizer Schutz. Die Rettungsaktion von Carl Lutz während des Zweiten Weltkriegs in Budapest - Zeitzeugen berichten онлайн

94 страница из 121

Lawrence: Du und Herschi wart also ein Duo?

Jean: Ja. Er war ein ungarischer Soldat und ich ein deutscher. Die deutschen und ungarischen Faschisten rekrutierten achtzehn–, neunzehnjährige Kids. Sie führten die Juden an die Donau, erschossen sie und warfen sie ins Wasser. Es war furchtbar. Unsere Aufgabe war, sie zu retten. Ich würde sagen, wir gingen so zweimal täglich hin und retteten vermutlich Hunderten und Aberhunderten von Menschen das Leben.

Lawrence: Wie seid ihr vorgegangen?

Jean: Herschi und ich begaben uns jeden Tag an die Donau. Dort gingen wir auf die Pfeilkreuzler zu und zeigten ihnen unsere Ausweise. Wir sagten, diese Juden seien Verbrecher und müssten sofort uns übergeben werden. Manchmal wollten sich die Pfeilkreuzler widersetzen, dann landeten sie selbst in der Donau. Wir mussten aufpassen, mussten dafür sorgen, dass uns niemand sah. Wir versuchten zu retten, wen wir konnten, wie wir konnten. Danach brachten wir die Juden zum Glashaus. Irgendwann fand jemand ein Wappen der Schweizer Gesandtschaft. Sie brachten es am Glashaus an, um zu zeigen, dass das Gebäude unter dem Schutz der Schweizer Regierung stand. Wir suchten auch einen Juden auf, der damals solche Wappen anfertigte. Sein Laden war konfisziert worden, aber er konnte immer noch in seine Werkstatt. Er gab uns drei oder vier gefälschte Wappen, und wir brachten sie aussen am Glashaus an. Wenn dann ungarische oder deutsche Nazis kamen und das Wappen sahen, zogen sie wieder ab. Der Untergrund hatte eine Fabrik mit einer Druckerei, und wie du dir denken kannst, druckten wir alles nach, was wir in die Hände bekamen. Die Schweizer Regierung händigte, schätze ich, an die 300 Schutzbriefe an Juden aus. Wir nahmen diese Schutzbriefe und fertigten rund 30 000 Kopien an.

Правообладателям