Читать книгу Unter Schweizer Schutz. Die Rettungsaktion von Carl Lutz während des Zweiten Weltkriegs in Budapest - Zeitzeugen berichten онлайн
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Lawrence: Was hast du dabei gedacht? Hattest du jeden Tag Angst? Dachtest du, dass du auffliegen würdest?
Jean: Ja, ich hatte wirklich Angst, dass mich jemand erkannte, und einmal ist genau das passiert. Ich erinnere mich, wie ich mit Herschi und zwei anderen durch Budapest lief, als plötzlich eine Bande Deutscher auftauchte. Einer von ihnen war ein ehemaliger Klassenkamerad von mir, und ich bemerkte ihn, fing für eine Sekunde seinen überraschten Blick auf. Ich wollte mich nicht umdrehen. Ich bat meinen Freund Herschi, er soll nachsehen, ob der andere schaut. Er sagte: «Mann, und wie der schaut, er geht sogar rückwärts.» Da bogen wir nach rechts ab, gelangten irgendwie in ein Haus und von dort aufs Dach eines anderen Hauses. Ich weiss nicht, was geschah, ob sie uns verfolgt haben oder nicht; ich habe keine Ahnung. Wir verschwanden im Sonnenuntergang.
Lawrence: Du hast mir auch von den Gewaltmärschen erzählt. Du bist mit dem Motorrad hingefahren.
Jean: Ich hatte ein hervorragendes deutsches Motorrad. Ich brauchte das für mein Prestige. Ich kam also mit dem Motorrad angefahren, befahl den Deutschen, dies und das zu tun, und sie stellten keine Fragen, taten es einfach.