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Isolde Schaad,

ISOLDE SCHAAD

AM ÄQUATOR

DIE AUSWEITUNG DER GÜRTELLINIEIN UNERFORSCHTE GEBIETE

Erzählungen


Inhalt

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So nah und gedankenlos nah

waren wir nie dem nackten Geschehen …

Botho Strauss

Vorneweg

Der Äquator ist ein Faszinosum, das man nicht sieht. Das ist fatal, denn er ist der Leibesumfang der Erde, und man wundert sich, dass unser Planet nicht längst geplatzt ist, wenn siebeneinhalb Milliarden auf ihm herumkraxeln, in dichter Tuchfühlung der Ballungszonen. Die Aussicht auf den Gesamtkollaps besteht nicht nur durch die rasante Zunahme der Erdbevölkerung selber, sondern durch die Ausweitung jeder einzelnen Gürtellinie von Stockholm bis Kapstadt.

Der Äquator ist unsichtbar, weil wir ihn nicht sehen wollen. Die Zustände, die in seinem Umfeld herrschen, haben wir ins innere Verlies gesperrt. Wir halten die vor Hunger geblähten Bäuche in Afrika, Asien und Lateinamerika für eine zwar traurige, aber bereits triviale Wahrheit, für die Jean Ziegler zuständig ist; seinem Job können wir nur ein Nicken beifügen, so weit ist unser Zynismus inzwischen gediehen. Wir widmen uns lieber unserm höchstpersönlichen Äquator, der steht uns nahe, der ist im Unterschied zur planetarischen Gürtellinie täglich sichtbar, allzu offensichtlich ist er, sodass wir seiner Erscheinung je nach Epoche und Zeitgeist Namen und Rang verleihen, im 19. Jahrhundert hiess er Embonpoint und war ein Statussymbol des betuchten Bürgers, Mitte des 20. Jahrhunderts nannte man ihn schon abschätzig Pirelli(-pneu), proletarisch Blunze, Ranzen, Wampe usw. Nun ist der wachsende Wanst ein Thema der Welternährungskonferenz. Weil er keine Zierde des Wohlstands mehr ist, sondern, besonders bei Jugendlichen, ein Armuts- und Entfremdungssymptom.

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