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Abb. 5: Rubin’scher Becher

Ein weiteres Verfahren versetzt uns in die Lage, wichtige Dinge vor weniger wichtigen Dingen wahrzunehmen: In Abb. 6 sehen wir H vor S, obwohl beide gleich gut sichtbar sind. Das Gehirn entscheidet also ebenso wie unsere Augen darüber, was wir sehen, und die beteiligten Verfahren scheinen dazu ausgebildet zu sein, die Eindrücke unserer Sinne zu entwirren. Psychologen vertreten die Hypothese, dass dieses Verfahren mehrere zentrale Schritte umfasst. Sinneseindrücke (Sensationen) werden an das Gehirn weitergeleitet, welches dann bereits bestehendes Wissen benutzt, [33]um ein Modell dessen, was wahrgenommen wurde, zu konstruieren: »Das könnte Jane sein.« Das Modell sagt uns, was wir zu erwarten haben, und befähigt uns dadurch, Vorhersagen zu treffen (z. B. darüber, wie Jane aussieht, geht und wie ihre Stimme klingt). Zutreffende Vorhersagen bestätigen unsere Erwartungen, während unzutreffende Vorhersagen neue Informationen zur Verfügung stellen, die das innere Modell aktualisieren. Dieser Vorgang läuft weiter, kontinuierlich unsere Wahrnehmungen verfeinernd und aktualisierend (»Oh, es ist Jane, aber sie sieht jetzt älter aus«), während Sinneseindrücke und Erwartungen zusammenwirken, um uns Schlussfolgerungen über die Welt zu liefern. Diese Abläufe geschehen die ganze Zeit, doch werden wir uns ihrer am leichtesten dann bewusst, wenn wir mit Wahrnehmungsschwierigkeiten konfrontiert sind, wie etwa im Falle der Wahrnehmung einer uneindeutigen Gestalt oder einer Illusion, oder auch dann, wenn bedeutungsvolle Signale wie im Falle von Jane unklar oder unbeständig sind. Normalerweise geschieht dies alles, ohne dass wir mehr darüber wissen als die daraus resultierende »Illusion«, in direktem Kontakt mit der externen Realität zu stehen.

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