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Im Kontrast zu den non-konformen malerischen Elementen des Bildes bergen die collagierten Zeitungausschnitte politischen Zündstoff: Schnell findet das Auge des Betrachters die Namen Willy Maertens (1893–1967), von 1945 bis 1964 Intendant des Thalia Theaters in Hamburg, und Gotthard Müller, Oberspielleiter des Schauspiels Leipzig. Letzterer wandte sich in einem offenen Brief gegen einen Beitrag Maertens’ im Münchner Merkur. Am Beispiel der Stücke Bertolt Brechts ging es um die Frage, ob Kunst politisch sein darf. Maertens beantwortet sie mit einem klaren Nein: „Um zu verhindern, daß Kunstwerke auf der politischen Ebene diskutiert werden, halte ich es bei der augenblicklichen politischen Situation nicht für angebracht, Stücke von Brecht aufzuführen.“1 Gotthard Müller forderte demgegenüber dezidiert, dass Kunst politisch sein müsse. Er argumentierte, dass man angesichts des Brecht-Verbots in der Bundesrepublik nicht wie „viele Künstler nach 1933“ den Fehler machen dürfe, den „Weg des Zurückweichens und der […] bedingungslosen Kapitulation“ zu gehen.2 Ihm geht es um eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Problemen. Auslöser der Debatte war das Verbot der Aufführung von Brecht-Stücken in der Bundesrepublik infolge des Mauerbaus am 13. August 1961.

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