Читать книгу Die entkoppelte Kommunikation. Warum wir immer mehr wissen, aber immer weniger verstehen онлайн

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Visibilitätskultur meint das ganz offensichtlich Wahrzunehmende genauso wie das verschwommen Durchscheinende in einer optischen Präsentation und nicht zuletzt das bewusst oder unbewusst Versteckte. „Kleider machen Leute“ ist sicherlich die trivialste, aber gleichzeitig auch markanteste Maxime unserer Visibilität.

Und der geläufige Watzlawick-Satz „Man kann nicht nicht kommunizieren“ gilt in entsprechender Abwandlung auch in der Visibilitätskultur: „Man kann nicht nicht wahrgenommen werden“. Unser visueller Auftritt ist Teil unserer individuellen Kommunikation. Ob uns das gefällt oder nicht.

Die Anfälligkeit zum Selbstbetrug

Explizit von der Wahrheit handelt der dritte Essay. Schon vor mehr als 100 Jahren hatte Friedrich Nietzsche schonungslos analysiert, was wir Wahrheit nennen: „Die Wahrheit sind Illusionen, von denen man vergessen hat, dass sie welche sind ...“. Vergessen dürfen wir in diesem Zusammenhang auch nicht die gesellschaftliche Disposition in der Demokratie zu Mehrheitsentscheidungen einerseits, zur Bereitschaft und Aufgeschlossenheit für Moden und Zeitgeist andererseits. Es gilt halt auch, dass wir uns gerne in Illusionen wiegen oder wiegen lassen, denn die menschliche Anfälligkeit zum Selbstbetrug gehört zur Wahrheitssuche wie das Salz zur Suppe. Der Frage der Kommunikation in der Politik und deren oft behaupteter Alternativlosigkeit, vulgo nichts anderes als der kollektive Selbstbetrug in einem Parteiprogramm oder der individuelle bei einer konkreten Entscheidung zur Lebensgestaltung genauso wie im Business, nimmt sich der nächste Text an und kommt zu dem Ergebnis: Sage mir, wie du kommunizierst, und ich sage dir, wie du regierst.

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