Читать книгу Die entkoppelte Kommunikation. Warum wir immer mehr wissen, aber immer weniger verstehen онлайн

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Authentisch sein

Politische Kommunikation aus dem Blickwinkel des Individuums und dessen Verantwortung in Allzeit-Jetzt und Augenblicks-Ökonomie und einer daraus resultierenden Simultan-Kultur der wahrnehmenden Gleichzeitigkeit und Parallelität von Ereignissen, verbunden mit einer Jederzeit-Verfügbarkeit von Informationen ist Thema des folgenden Aufsatzes. Die erkenntnisleitende Frage des Aufsatzes lautet: „Wie gelingt es, unter dem Joch der Medien und des Augenblicks authentisch zu sein, ein wahrhaft menschliches Leben zu leben, eine ‚natürliche’ Kommunikation von Mensch zu Mensch zu pflegen, eine Kultur der Verantwortung unter ethischen Maximen zu entwickeln und urteilssicher im Sinne eines großen Ganzen Entscheidungen zu treffen?“ Vielleicht die essenzielle Frage par excellence in der zwischenmenschlichen Kommunikation, ja, im Miteinander generell in unserer so und nichts anders gewordenen Wirklichkeit unserer Zeit.

Medienkompetenz

„Der Geist des Internet“ greift die Frage in anderem Kontext auf und knüpft an Friedrich A. Kittlers Analyse der Entwicklung der Aufschreibsysteme und deren Transformation ins digitale Zeitalter an. Mit dieser Transformation verbunden ist die jederzeitige Abrufbarkeit von Wissen durch einschlägige Suchdienste im Internet. Die daraus resultierende „Endlosschleife des absoluten Wissens“ (F. A. Kittler) birgt Gefahren auch im Blick auf die Entwicklung unseres Denkvermögens. Wurde im Recherchieren und in der damit verbundenen Lektüre von ganzen Bibliotheken im vordigitalen Zeitalter nämlich das systematische Denken durch die disziplinierte und disziplinierende Methodologie des Forschens geschult, braucht es heute keiner tiefschürfenden Systematik des Bibliographierens und der Recherche mehr. Das digitale Allzeit-Jetzt findet sein Komplement im jederzeit verfügbaren, scheinbaren All-Wissen, gelenkt und geleitet freilich von Algorithmen, die den User manipulieren und seinen Intellekt in Oberflächlichkeiten eindimensionieren. Die digitale Wissensgesellschaft verblödet ihre Mitglieder und reduziert deren Kommunikationsfähigkeit in systematischer Art und Weise zu systemstützender Funktionalität, Suchtgefahr inklusive, wie das Buch in verschiedenen Texten deutlich macht. Der Wissenskonsument wird zum gefügigen „User“ digitaler Errungenschaften. Denken unerwünscht und überflüssig. Dieser Verblödung Einhalt gebieten kann nur ein Mehr an Bildung und – damit einhergehend – die Fähigkeit, mit Medien kritisch umgehen zu lernen. „Medienkompetenz“ steht denn auch immer wieder auf der Agenda meiner Vorträge und Publikationen, unter anderem bei einer Veranstaltung vom Bund Deutscher Kunsterzieher. Der Vortragstext gibt noch einmal einen generellen Überblick über die Genese der Kommunikation, ihrer technologischen Entwicklung und der daraus resultierenden Konsequenzen. Last not least wird die Frage der Medienkompetenz in der Pädagogik unserer heutigen Zeit thematisiert.

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