Читать книгу Das Echo des Adlerschreis. Erinnerungen an ein früheres Leben онлайн

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Die Weiden und Birken am Fluss waren zu dieser Zeit schon hauchzart grün, und die Pappeln blühten mit lustig flatternden Kätzchen. Auch in uns Adlern hielt das Frühjahr mit einem Prickeln im Blut Einzug. Der Anblick der jungen Adlerin war ein Fanal.

Wir beeilten uns beide, so sehr wir konnten, ihr entgegenzufliegen und sie zu umkreisen. Alle drei waren wir sehr nervös, denn wir konnten uns nicht verbal verständigen. Nur unser Flugverhalten und unser gegenseitiges Taxieren konnte uns zeigen, wer wir waren, dazu vielleicht ein sehnsuchtsvoller oder wütender Schrei.

Wir umkreisten uns: rasch, wild, voller Unruhe. Lauernd und neugierig behielten wir uns pausenlos gegenseitig im Blick. Im hellblauen Frühlingshimmel kurvten wir, umkreisten uns wie lebendige Fragezeichen, unermüdlich, fast unerbittlich. Ein Adlerweibchen ist kräftig und robust. Im Adlermann weckt es keine Beschützerinstinkte. Du denkst nur an deinen Nebenbuhler, dem du diese Frau nicht gönnst.

Die Adlerin war den frischen Federn nach genauso alt wie wir: ein gerade erwachsener Jungvogel, der bisher umhervagabundiert ist und nun eine feste Bleibe sucht. Sie hatte keinen Partner. Der wäre schon aufgetaucht. Wie magisch von ihr angezogen umkreisten wir sie und blieben dabei untereinander auf maximaler Distanz, peinlich darauf bedacht, dass keiner dem anderen eine Flugschleife abschneiden konnte.

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