Читать книгу Gesundheit - Begriff, Phänomen, Konstrukt. Theologisch-praktische Quartalschrift 1/2022 онлайн

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Ihr

Christian Spieß

(für die Redaktion)

Matthias Beck

Gesundheit und Krankheit

Zur Mehrdimensionalität eines Geschehens

♦ Gesundheit kann nicht ohne Krankheit gedacht und beschrieben werden. Vielmehr stehen beide in einem Wechselverhältnis zueinander. Dieses gilt es immer wieder neu auszutarieren. Die dabei bestimmenden Einflussgrößen sind jedoch vielfältig. Sie reichen von immunologischen, über genetische bis hin zu psychologischen Faktoren. Selbige beziehen sich ebenfalls aufeinander und bedingen sich wechselseitig. Hochinteressant ist nun, dass diese Dimensionen nicht nur in der Medizin die Grundlage für die Wahrnehmung von Krankheit und somit die Herangehensweise an die Behandlung bestimmen, sondern dass sie sich auch in der Weise spiegeln, wie Krankheit über Jahrtausende hinweg verstanden und interpretiert wurde. Am Ende war man sich immer der Ganzheit und der Ganzheitlichkeit des Menschen und damit der Einheit von Körper, Geist und Seele bewusst. (Redaktion)

1 Hinführung

Der Mensch ist niemals ganz gesund. Insofern ist die Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von Gesundheit, die beschrieben wird als „ein Zustand vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen“ (WHO) weit überzogen: Gesundheit ist ein ständig neu zu erstellendes Gleichgewicht (Homöostase) zwischen „Angreifern“, wie z. B. Viren, Bakterien, Pilzen oder auch Krebszellen, die jeder Mensch in sich trägt, und dem Immunsystem, das diese Fremdkörper abwehrt. Was passiert, wenn das Immunsystem diese Angreifer nicht erkennt, haben wir in der Corona-Pandemie gesehen. Das Immunsystem reagiert dann entweder gar nicht oder zu schwach, zu stark oder verkehrt. Daher gibt es die sehr unterschiedlichen Krankheitsverläufe. Deswegen muss das Immunsystem mit einer Impfung zielgenau trainiert werden. Der Mensch kann nur überleben, wenn das Immunsystem funktioniert. Das Immunsystem ist an nahezu allen Krankheiten beteiligt. Bei Allergien reagiert es zu stark, bei Autoimmunerkrankungen richtet es sich gegen den eigenen Körper und bei Infektionserkrankungen oder auch Krebs ist es zu schwach und kann die Viren, Bakterien, Pilze oder die entstehenden Krebszellen nicht hinreichend bekämpfen. Bei der AIDS Erkrankung ist das Immunsystem selbst durch den HIV-Virus angegriffen.

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