Читать книгу Corona im Kontext: Zur Literaturgeschichte der Pandemie онлайн

14 страница из 34

Ulickaja stellt sich diesen Ambivalenzen: Die „Operation Seuche“ (2021: 93) vollzieht sich im Schatten jenes „Sehr Mächtigen Mann[es] mit georgischem Akzent“, der eine ebenso groteske wie gefährliche Figur abgibt; so in einer Szene, da der zuständige Volkskommissar dem historisch ahnungslosen Diktator die drohende „Katastrophe“ unter Verweis auf den Schwarzen Tod zu erklären versucht (42f.). Dabei verharmlost Ulickaja das Sujet keinesfalls zur bloß amüsanten Politparodie. Ein gewisser Oberst Pawljuk, der aus anderem Anlass abgeholt zu werden glaubt, erschießt sich in seinem Arbeitszimmer, nachdem er ein Schreiben „An den Genossen Stalin“ auf dem Tisch deponiert hat (54); in den finalen Triumph, der bei dröhnender Marschmusik „[a]lle Helden unserer Geschichte“ vorm Krankenhaustor versammelt, mischen sich strategische Misstöne, als ein Genosse aus nonsanitären Gründen erneut mitgenommen wird… während die Frau eines quarantänisierten Arztes zu ihrer Erleichterung erfährt, dass es „Nur die Pest!“ war: „Und ich dachte…“ (101).


Правообладателям