Читать книгу Corona im Kontext: Zur Literaturgeschichte der Pandemie онлайн
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„Schlimmer als die Pest“, betitelt Ulickaja ihr Nachwort; angesichts der „Wechselwirkungen“ zwischen der „Grausamkeit der Natur“ und jener von „Machtapparaten“ kommt sie zur Conclusio, dass die Pest „nicht das schlimmste Unglück für die Menschheit“ sei – und schließt mit der Hoffnung auf eine Post-Corona-Reform des „politische[n] Weltsystem[s]“ (107–111).
The End of October
Eine vermeintlich moderne „kind of plague“ schildert Lawrence Wright (2020a: 103) in seinem Roman The End of October, der, im Corona-Frühjahr 2020 veröffentlicht, paradigmatisch einige Tendenzen zeitgenössischer Epi-/Pandemieliteratur illustriert. Schon mit seinen Motti aus Defoes Journal und Camus’ Pest knüpft Wright an die große Tradition an; der Plot setzt mit dem Ausbruch einer „mysterious disease“ in einem indonesischen Lager ein (39). Seit Jahren beschäftigt den Protagonisten die Angst vor einer neuen „Pest“ (43); das eklektisch exotisierte „Kongoli“-Virus erweist sich als „the greatest plague humanity has ever known“ (208). Unter Appell an alle fünf Sinne schildert Wright Krankheit und Tod: Via Bildschirm verfolgt Henrys WHO-Kollegenschaft (und die Leserin) die improvisierte Autopsie der „Blue Lady“ (12), trotz Zyanose attraktive junge MSF-Ärztin.