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„Lesen gegen die Pest?“ Die Pandemie als literarisches Ereignis
Von Anfang an erscheint die Corona-Pandemie auch als literarisches Ereignis. „Lisez […]“, empfiehlt Emmanuel Macron in seiner von 35 Millionen französischen TV-Zuschauer*innen verfolgten Ansprache vom 16. März 2020. Ein weiteres Mal bewährt sich „Lezen tegen de pest“ (Jan Baetens, KUL) als Krisenbewältigungsstrategie, ist doch alles schon „dans les livres“, so François-Henri Désérable (TC 46–50); Jacques Drillon schlägt eine Runde Applaus für „Alexandre Dumas, Charles Baudelaire et Marcel Proust“ vor (TC 519). Von ihrer Rettung „par les livres“ berichtet auch die Laienleserschaft (Kronlund 2020b). Zwischen „Your Quarantine Reader“ (The New York Times), „Coronavirus: de Sophocle à Stephen King […]“ (France Info) und „The 20 Best Pandemic Movies, Books, Docs And Games […]“ (Esquire) ist für jede*n etwas dabei; nicht nur in der Literatur manifestiert sich die krisenbedingt gesteigerte „Fiktionsbedürftigkeit“ des Menschen (Iser 1993: 16).